Zwiespalt

Leise schnurrt Ture auf meinem Schoß, während ich ihn streichel. Ich male in Gedanken wieder mein Lieblingsbild – Das alte Haus an dem noch soviel gemacht werden musste, mit dem kleinen Anbau, den ich jetzt als Atelier und Werkstatt benutze. Meine Finger fahren über den rauhen, blau – weißen Stoff der frisch gepolsterten und bezogenen Stühle, weiter über das geölte, geschmeidige Holz. Hier fühle ich mich wohl, zwischen all den Farben, Leinwänden, Werkzeugen. Hierhin ziehe ich mich gern zurück um Gedanken nicht nur nachzhängen, sondern ihnen auch Raum zu geben.

Ich frage mich wofür der Anbau wohl früher benutzt wurde.
War es ein Gästehaus, oder doch nur eine Gerätekammer?
Mein Blick fällt auf den Steinblock in der Ecke und mein Gewissen drückt mich. Seit einiger Zeit steht er so da – grob, kantig, kalt. Die Euphorie, mit der ich ihn damals in mein Reich holte seit einiger Zeit verblasst, meist nehm ich ihn nichtmal wahr. Selbst wenn ich mich jetzt überwinden würde, wüsste ich nichtmal mehr, wo ich die Meißel hingelegt habe. Arbeit. Es wäre nur Arbeit, die Meißel zu suchen und sich daran zu wagen das was darin schlummern mag freizulegen, noch mehr Arbeit. Ein so Unschönes Wort, welches ich doch sonst nie nutze, wenn es um kreatives Schaffen geht.Außerdem müsste ich eh noch etwas Holz hacken für den Kamin heute abend.

Der Teekessel pfeift.

Ein Kommentar

  1. Irgendwann werden Dir die Meißel ‚wortlos‘ in die Hand fallen. Und Du wirst anfangen. Einfach so, ohne nachzudenken. Es wird ganz selbstverständlich sein. Und bis dahin …

    … lass ihn. Vielleicht braucht er, ebenso wie Du, noch etwas Zeit, um das, was in ihm steckt zu offenbaren. Manches lässt sich einfach nicht erzwingen; es muss geschehen. Aus sich selbst heraus.

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